H&M Conscious Collection: Bewusste Modelinie von bewusstlosen Näherinnen?

Als „Conscious Collection“ – übersetzt soviel wie „Bewusste“ oder „Nachhaltige“ Kollektion – bezeichnet der Bekleidungsgigant H&M eine seiner jüngsten Modelinien. Im krassen Gegensatz stehen dazu laut der Organisation Christliche Initiative Romero (CIR) allerdings die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) eine Werbeparodie entworfen, die auf die schlimmen Zustände in vielen der Zuliefererbetriebe von H&M aufmerksam machen soll. Alleine bei den für H&M arbeitenden Zulieferernin Kambodscha sollen zwischen 2011 und August 2012 ganze 2.900 Näherinnen und Näher in Massenohnmachten kollabiert sein. Gründe dafür sollen die Arbeitsbedingungen sowie Mangelernährung aufgrund zu niedriger Löhne sein. Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) fordert deshalb vom Branchenführer H&M die Zahlung von existenzsichernden Löhnen und ruft alle Käufer dazu auf, per Petition den öffentlichen Druck auf H&M und andere Modekonzerne zu erhöhen.

Clean Clothes Campaign: H&M - Unconscious Collection
Bild: Christliche Initiative Romero (CIR)

„H&M kann nicht von einer bewussten (engl: conscious) Modelinie sprechen, wenn die ArbeiterInnen, die die Kleidung fertigen, in den Textilfabriken reihenweise bewusstlos (engl: unconscious) werden“, erklärt Kirsten Clodius von der Christlichen Initiative Romero. Mit der von Vanessa Paradis beworbenen „Conscious Collection“ will der Modekonzern laut eigenen Angaben dem zunehmenden Interesse seiner Kunden nachkommen, auf Mensch und Umwelt Rücksicht zu nehmen. Diese sollen „vertrauen können, dass alles, was sie von uns kaufen, mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt hergestellt wird“, so H&M-CEO Karl-Johan Persson. „H&M betreibt hier Greenwashing und ignoriert die teilweise katastrophalen Zustände in seinen asiatischen Zulieferfabriken“, bringt es Gisela Burckhardt von FEMNET auf den Punkt.

Als einer der größten Modeanbieter mit einem Umsatz von rund 16,3 Mrd. EUR und über 2 Mrd. EUR Gewinn (im Jahr 2012) steht H&M laut Aussage der Christliche Initiative Romero (CIR) besonders in der Pflicht, seinen Arbeitern und Arbeiterinnen in Asien endlich einen lebenswürdigen Lohn zu zahlen. „Eine Verpflichtung des Branchenprimus zu Existenzlöhnen hätte Signalwirkung für die gesamte Modeindustrie“, erklärt Kirsten Clodius von der CIR. In Kambodscha kämpften Gewerkschaften dieser Tage um eine Anhebung des Monatslohns von 61 US-Dollar auf 150 US-Dollar. Der am 21. März 2013 daraufhin bekannt gegebene neue staatliche Mindestlohn beträgt allerdings gerade einmal 75 Dollar im Monat. Laut Schätzung der Asia Floor Wage Alliance benötigen eine kambodschanische Näherin und ihre Familie zur Existenzsicherung jedoch 274 US-Dollar – fast das Vierfache des neuen Mindestlohns. Zudem verliert dieser durch die jährliche Inflation ständig weiter an realem Geldwert.

Wie Gap, Levis und Zara gehört auch H&M zu den Hauptauftraggebern von Kambodschas boomender Textilindustrie. Diese Konzerne haben es in der Hand, die Arbeits- und Lebenssituation der dortigen Näherinnen endlich zu verbessern.

Weitere Informationen:
www.ci-romero.de/ccc_discounter

Schluss mit den Ausreden – No more Excuses
www.saubere-kleidung.de/living-wage-existenzlohn/schluss-mit-den-ausreden

Zur KonsumentInnen-Petition:
www.evb.ch/p20333.html

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